ZDF @
http://www.zdf.de/Der-Fernsehfilm-der-W ... 32808.html
04.03.2013
Chatprotokoll zu "Und alle haben geschwiegen"
[ Unmittelbar nach dem
Film "Und alle haben geschwiegen" ( Montag, 04.03.2013, 20.15 Uhr, ZDF ) und bereits während der anschließenden
Dokumentation "die Leiden der Heimkinder" gab es einen Chat, der auch auf den Internetseiten des ZDF festgehalten wurde und seither freigeschaltet worden ist.
]
[ Chatprotokoll
]
[ Die an diesem Chat Teilnehmende Fachleute waren: ]
Sachbuch- und Spiegelautor Peter Wensierski,
Drehbuchautorin Andrea Stoll,
ZDF-Redakteurin Esther Hechenberger und
die Autorinnen der Dokumentation, Gesine Müller und Anja Kindler
standen im Anschluss an die Sendung zum Chat zur Verfügung.
Im Folgenden können Sie das Protokoll nachlesen:
[ Auszug,
HIER,
nur der Fragen,
die gestellt worden sind und von PETER WENSIERSKI beantwortet worden sind.
]
GAST168 (Gast)
: Sehr guter Film! Absolut sehenswert, wenn auch stellenweise schwer durchzuhalten!
ESTHER HECHENBERGER: Danke.
Die Realität für die Opfer war soviel schlimmer als wir es in dieser fiktionalen Verarbeitung zeigen konnten.
Peter Wensierski gibt ihnen in seinem Sachbuch eine Stimme.
LILITHENELYA: Er sprach von einer Einrichtung Freistatt im Moor... wir haben hier in der Gegend so eine Einrichtung mit dem Namen... Ob er das wohl meinte...
PETER WENSIERSKI: Diakonie Freistatt ist in der Nähe von Bielefeld, eine evangelische Einrichtung der Bodelschwinghschen Anstalten; dort musste im Moor Torf gestochen werden; die Kirche hat das als Brenntoff verkauft.
JENSN.: Die Kirchen sind wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu belangen.
PETER WENSIERSKI: Die Taten der Erzieher sind alle verjährt – jursitisch.
GAST275 (Gast)
: Der Film ist hervorragend gemacht und es ist sehr mutig, dass dieses Thema so kritisch behandelt wurde. Auch ausgezeichnete Schauspielerinnen und Schauspieler. Der Film hat mich sehr aufgewühlt und wütend gemacht auf die Täterinnen und Täter.
PETER WENSIERSKI: Ich stimme Ihnen zu, der Film zeigt den vielleicht schwärzesten Fleck in der Geschichte der Bundesrepublik.
GAST270 (Gast)
: 5 Jahre Prügel, Demetütigung, das war dem Jugendamt egal.
PETER WENSIERSKI: Die Jugendämter haben weg geschaut; wer sich noch gar nicht zu Wort gemeldet hat, das sind die Vormundschaftsrichter, die die Kinder meist ohne Anhörung ins Heim geschickt haben.
GAST610 (Gast)
: Passiert so was heutzutage auch noch?
PETER WENSIERSKI: Überall da, wo niemand hinsieht, niemand kontrolliert – Jugendämter schicken Kinder etwa zu Bauern nach Rumänien.
GAST431 (Gast)
: Hallo Herr Wensierski, ich arbeite immer noch an meinem Thema Gewaltschule Etterzhausen / Domspatzen!
PETER WENSIERSKI: Dort wird Öffentlichkeit auch helfen, bleiben Sie unbedingt darn!
GAST363 (Gast)
: Ja es stimmt ganz genau was im Film erzählt wurde.
DOKU-AUTORINNEN: Der Film basiert auf dem Sachbuch "Schläge im Namen des Herrn" von Peter Wensierski.
GAST130 (Gast)
: Wie stehen sie dazu, dass die Diakonie noch heute im Jahr 2013 die Menschen ausnutzt und für sich arbeiten lässt? Und dafür werden sie auch noch fürstlich bezahlt. Die Diakonie bekommt für jeden 1-Euro-Jobber monatlich 1500,-- Euro und nutzt die Arbeit der Leute für einen Euro die Stunde aus. Das ist moderne Sklaverei!!
PETER WENSIERSKI: Die Diakonie ist deswegen schwer in die Kritik geraten. Das muss sich ändern, es trägt zur Unglaubwürdigkeit der Kirchen bei. Wer seine Leute selbst schlecht behandelt, hat Vertrauen verspielt.
GAST2139 (Gast)
: Der Deutsche Rentenbund erkennt keine Zwangsarbeit unter 14 Jahren an, es wäre illegal. Wie kann das dann bezeichnet werden um Gerechtigkeit zu erlangen?
PETER WENSIERSKI: Die Arbeit in den Heimen war ein großes Unrecht. Die Firmen, für die gearbeitet wurde, haben sich bisher der Verantwortung entzogen.
GAST5199 (Gast)
: Wie konnte die Kirche das zulassen? So etwas hätte Gott nicht gewollt!!!
PETER WENSIERSKI: Diese Frage haben vor allem die katholischen Orden nicht beantwortet, die viele Heime als Träger betrieben haben.
JOERGY: Warum ist das Thema erst 2013 hervorgeholt worden? Vor 20 Jahren wäre das auch schon ein Skandal gewesen?
PETER WENSIERSKI: Weil zu viele aus den im Film dargestellten, verständlichen Gründen diese schlimme Zeit verdrängt und geschwiegen haben.
Viele haben ja nicht einmal ihren Kindern oder Partnern anvertraut, dass sie ein Heimkind waren.
MINO22: Habe vor ca einem Jahr Kontakt mit dem LVR aufgenommen und um Hilfe gebeten. Bis heute keine Reaktion.
PETER WENSIERSKI: Versuchen Sie es wieder, wenden Sie sich mit anderen zusammen an deren Pressestelle. Nicht lockerlassen.
Meike123: Wissen Sie etwas über den Hintergrund der Erzieherinnen und Erzieher? Haben die ähnliche Erfahrungen gemacht in ihrer Kindheit und deswegen geglaubt, dass ihre Methoden "normal" sind?
PETER WENSIERSKI: Es waren kaum ausgebildete Erzieher, viele waren nur angelernt, Nonnen haben oft ihren persönlichen Frust über die eigene Abschiebung (etwa durch ihre Familien) in einen Orden weitergegeben – das haben mir ein paar ehemalige Nonnen geschrieben. Und Sie haben Recht: oft wird selbst erlebte Gewalt weitergegeben.
ELKEM.: Wird heute nicht auch weggeschaut, wenn's unbequem wird?
PETER WENSIERSKI: Das stimmt. Hinschauen, Hinhören, Handeln – das ist auch die Botschaft des Films.
VEGAPOLLUX: Gibt es prominente Persönlichkeiten mit einer Heimvergangenheit?
PETER WENSIERSKI: Mario Adorf, Gottfried John, Der Sänger Quasdorf – Romy Schneider war im heimähnlichen Internat – und viele mehr.
GAST6198 (Gast)
: In wie fern war das Problem mit dem Missbrauch denn in den 50er/60er-Jahren bekannt?
PETER WENSIERSKI: Es war im wesentlichen nicht bekannt, obwohl es massenhaft stattfand, also in den Medien nicht bekannt; typisch war es, wenn junge Mädchen, die vergewaltigt worden waren, ins Heim kamen, der Täter straflos blieb.
GAST136 (Gast)
: Ich war in einem Heim und meine größpte Angst ist es....irgendwann mal in eine Senioreneinrichtung zu kommen und alles wiederholt sich.
PETER WENSIERSKI: Das ist wahr, in die Senioreneinrichtungen lohnt es sich genauer hinzuschauen. Gewiß gibt es heute bessere Kontrollen, doch was Kontrollen wert sind, zeigen die jüngsten Lebensmittelskandale.
WIRBRAUCHENEINEREVOLUTION: Der Film ist realistisch und sehr gut!
PETER WENSIERSKI: Das stimmt, aber die Realität war oft noch härter.
GAST428 (Gast)
: Guten Abend, ich habe keine frage, sondern möchte nur einen kleinen Beitrag leisten. Ich war 1964 für 6 Wochen in einem evangelischen Kinderheim in Bad Salzuflen. Dort sah es absolut genauso aus wie in diesem Film. Ich durfte die gesamten 6 Wochen nicht mit meinem kleinen Bruder, der damals noch nicht 4 war, sprechen. Wenn man etwas falsch machte, wurde man geschlagen. Nachts durfte ich nicht meinen Teddy im Arm halten, was sehr schlimm war, denn ich hatte ja niemanden. Wenn man etwas falsches sagte, wurde einem der Mund mit Seife ausgewaschen. Ich durfte bei gemeinsamen Aktivitäten nicht mitmachen und vor allem nichts sagen, weil ich nicht zu nahm (wir wurden jeden Tag gewogen). Als unsere Mutter anrief, wurden wir während des Telefonsats beaufsichtigt und konnten nicht frei sprechen. Es war eine schlimme Zeit, während der ich mich jede Nacht in den Schlaf geweint habe. und ich kann alle, die dort lange Zeit sein mussten, nur zutiefst bedauern.
ESTHER HECHENBERGER: Danke für Ihre Meldung. Peter Wensierskis Recherchen haben ähnliches ergeben, wie von Ihnen geschildert.
GAST431 (Gast)
: Hi cool, den Herrn Wensierski kenne ich auch, „Gruss vom Gosch“. Ich war damals auch in dem Gewaltheim Etterzhausen der Regensburger Domspatzen!!!
PETER WENSIERSKI: Oh je, die Domspatzen, dazu habe ich im Spiegel viel geschrieben, doch das Bistum Regensburg ist eine wirkliche Aufarbeitung schuldig geblieben, da gibt es einen sehr, sehr wunden Punkt und er wird einfach nicht angepackt. Viele Menschen leiden unter den Domspatzen-Erlebnissen noch immer und die Kirche ist ihnen gegenüber in der Pflicht!
GAST148 (Gast)
: Na, ob die Kirche heute noch mit solchen Sachen durchkommen würde???
PETER WENSIERSKI: Sie ist am Ende nicht damit "durchgekommen" – und das hat zu einem großen Vertrauensverlust geführt. Die Kirchen versuchen oft wie andere Institutionen auch zunächst immer ihre eigene Institution zu schützen und die Vorwürfe herunterzuspielen.
GAST2139 (Gast)
: Verbrechen gegen Menschlichkeit verjähren nicht Herr Wensierski.
PETER WENSIERSKI: Moralisch sowieso nicht.
KOPFWERK: Trotzallem .. Danke an Peter Wensierski .. ohne ihn wäre dieser Dreck niemals an die Oberfläche gequollen .. Danke Danke Danke ..
PETER WENSIERSKI: Danken SIe nicht mir, sondern den Heimkindern, die den Mut hatten, als Erste das Schweigen zu durchbrechen.
GAST431 (Gast)
: Genau, der Schein gewahrt! Das gleiche war mit Etterzhausen/Domspatzen. Der Schein wurde gewahrt und alle haben trotzdem geschwiegen. Sogar die damaligen Hausärzte wussten Bescheid und niemand hat etwas gegen die Kirche Regensburg gesagt.
PETER WENSIERSKI: Regensburg – da muss wirklich noch was geschehen. Die Kirche nimmt viel zu viel Rücksicht auf ihr Image, aber nicht auf die Betroffenen Menschen. Auch ein Altpapstbruder ist ein normaler Mensch, ich denke damit hängt es aber auch zusammen, der Unwille, wirklich aufzuklären, dass ausgerechnet der Bruder von Josef Ratzinger jahrelanger Leiter der Domspatzen war.
FREIHEIT2013: Wie teilt sich das Ganze prozentual zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche auf?
PETER WENSIERSKI: Von den 3000 Heimen im Jahre 1960 waren 50 % katholisch, etwas weniger als 30% evangelisch, der Rest staatlich, wie das im Film gezeigte Mädchenheim Fuldatal bei Kassel.
GAST431 (Gast)
: Und wo stellt man da einen Antrag
[auf Hilfe aus dem Hilfsfonds]?
PETER WENSIERSKI: Bei den Anlaufstellen in den Ländern. Schauen Sie bitte zum Beispiel hier:
http://www.abeh-berlin.de/
GAST273 (Gast)
: Ich war in drei Heimen, zwei davon so waren grausam. Es war von 1960 bis 1973.
PETER WENSIERSKI: Welche Heime waren das? Mögen Sie es sagen?
MATZE1010: Wie viele der Verantworlichen wurden eigentlich angemessen bestraft für ihre Taten?
PETER WENSIERSKI: Soweit ich weiß – niemand.
GAST431 (Gast)
: ja , was macht heute die Politik zum Thema Heimkinder, Aufarbeitung von Gewalt und der brachialen Gewalt der Kirchen damals?
PETER WENSIERSKI: Es gab den Runden Tisch Heimerziehung lesen Sie hier bitte den Abschlussbericht:
http://www.fonds-heimerziehung.de/fonds ... ehung.html . Dort finden sich auch Informationen zur "Entschädigung".
GAST291 (Gast)
: Es ist gut das jetzt mal alles ins Rollen kommt...und dieses heuchlerische Getue der Kirche aufgedeckt wird.
PETER WENSIERSKI: Öffentlichkeit ist immer gut, wenn Dinge verschwiegen werden (sollen).
MUELLERMAMUB: Den ehemaligen Kindern, die solche Heime "besuchen" durften, glaubt niemend. Ohne Eigenkapital keine Lobby oder?
PETER WENSIERSKI: Stimmt so nicht. Es gab die Anhörungen im Bundestag – wie im Film gezeigt. Man hat den Heimkindern geglaubt. Viele haben inzwischen im Fernsehen oder Radio berichtet, eigene Bücher geschrieben. Es hat sich was geändert seit 2003.
ROSEM16: Bestimmt waren die staatlichen Heime auch so schlimm.
PETER WENSIERSKI: Die haben sich alle nicht viel genommen, aber in den kirchlichen Heimen haben die Kinder den Widerspruch zwischen Reden und Handeln besonders krass erlebt.
GAST585 (Gast)
: Wären sie evtl. noch ermittelbar, gab es Bewohner/Insassen-listen? (wegen Ermittlung von Todesfällen in Heimen oder Suizidfällen aufgrund des Heimaufenthalts? Zumindest wärend der Zeit im Heim?
PETER WENSIERSKI: Nein, das ist sehr schwer. Da fehlen zu viele Akten.
GAST1291 (Gast)
: Die Heimkinder liefen im Winter mit kurzen Lederhosen und Strumphosen herum. Der Heimleiter erklärte "wir müssen den Jungen das Rückgrat brechen und Sie dann neu aufbauen zu können". 10 Jahre später erlebte ich Ähnliches in der Drogeneinrichtung Schloss Wolfsmünster.
PETER WENSIERSKI: Typisch: den Willen des Kindes brechen – das war eine Erziehungsvorstellung der Nazizeit, die bis heute nachwirkt.
MYDIDIER: Herr Wensierski, waren bei Ihren Recherschen auch das Heim für Schererziehbare Utft/Eifel dabei?
PETER WENSIERSKI: Nein, von den 3000 Heimen kenne ich nicht alle. Ihres leider auch nicht.
GAST396 (Gast)
: Will die kath: Kirche denn nie umdenken und die Verantwortlichen wirklich zur Verantwortung ziehen ???
PETER WENSIERSKI: Fragen Sie das bitte direkt Ihren Bischof im Bistum. Ich glaube, ein direkter Kontakt ist immer gut.
STERNTALER68: Ich wurde von meinen eigenen Eltern über 15 Jahre mit dem Rohrstock geschlagen.
PETER WENSIERSKI: Das tut mir sehr leid, solche Fälle kenne ich viele. Auch das war zu jener Zeit schon ein Unrecht. Allerdings wurde die Erlaubnis zur elterlichen Züchtigung erst sehr spät entzogen.
GEORGMUENZ: Warum gibt unser Staat nach wie vor seine Ausbildungsverantwortung diesen Kirchen?
PETER WENSIERSKI: Ohne wirkliche Selbstkritik der Kirchen (Im Film: "Das müssen Sie verstehen") seh ich da auch schwarz.
MARIANO: Gibt es auch Untersuchungen darüber, was Kindern, die zur "Erholung" in solchen Heimen weilten (für 4 Wochen) angetan worden ist?
PETER WENSIERSKI: Da habe ich viel Post bekommen, im Prinzip wurde dort stets Ähnliches wie in den Heimen erlebt, nur begrenzter, eben auf vier Wochen.
BARFÜSSER: Ich habe im April einen Termin in der Stuttgarter Stelle, leider gibt es keine Akten mehr über mich bei der Behörde und ich kann es natürlich nicht mehr beweisen dass ich im Heim war – schlechte Aussichten?
PETER WENSIERSKI: Eigentlich sollte unbürokratisch geholfen werden. Wenn es keine Akten gibt, so habe ich die Erfahrung, dann gibt es wenigstens Listen ind en Jugendämtern, darüber, wer im Heim war. Fragen Sie mal danach. Ausserdem waren oft doch Akten da, wenn erst gesagt wurde, da ist nichts.
GAST5284 (Gast)
: Gibt es eignetlich die Möglichkeit mit Hern Wensierski Komntakt wegen der Recherchen aufzunehmen, ob es da auch Akten über das Annakloster gibt?
PETER WENSIERSKI: Das Annakloster kenne ich nicht.
GAST5207 (Gast)
: @ Peter: gibt es Zahlen? 800.000 ware im Heim – aber wieviele berichten davon?
PETER WENSIERSKI: Das waren 800 000 in etwa 30 Jahren, die sind heute theoretisch teils über 70, teils um die 50- 60 Jahre alt, aber viele schon verstorben.
HEIDIDETT: Es gibt keine Entschädigung – dass sich nur keiner Hoffnung mache.
PETER WENSIERSKI: Naja, sie können schon etwas bekommen – hörte gerade heute von einem Heimkind, die letzte Woche 10 000 aus dem Fonds erhielt.
GAST4268 (Gast)
: Es kam ja im schleswig-holsteinischen Glückstadt zu einem Aufstand in einem Heim, sind noch mehr derartige Ereignisse bekannt?
PETER WENSIERSKI: Nicht viele, aber vor allem in Hessen 1969 während der Heimkampagne. Auch in Köln.
MUELLERMAMUB: Hat die Kirche aus der Vergangenheit gelernt?
PETER WENSIERSKI: Nicht wirklich.
GAST4261 (Gast)
: Gibt es Leute, bei denen Therapien doch etwas gebracht haben? Bei Luisa im Film haben sie nichts gebracht.
PETER WENSIERSKI: Doch gibt es. Aber es ist schwer, einen richtigen Therapeuten zu finden, viele kannten bis vor kurzem die Problematik gar nicht. Insofern trägt der Film oder mein Buch auch dazu etwas bei.
WÜSTENMAUS1961: Auf eine Besonderheit der katholischen Kirche sollte hingewiesen werden. Um die Missstände zu vertuschen war auch Ende der 70er Anfang der 80er seitens der katholischen Kirche Butterbrot und Peitsche angesagt. Im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen hatte ich mit dem Bistum Mainz mein persönliches Erlebnis. Die Bestechung für das Schweigen akzeptieren oder die juristische Keule. Und heute? Schriftlich wurde mir vom Bistum Mainz mitgeteilt, dass zu den damaligen Vorkommnissen keine Unterlagen mehr vorhanden wären. Möge daran glauben wer möchte, mir fehlt er.
PETER WENSIERSKI: Sie sollten das Bistum in die Pflicht nehmen, gerade in Mainz gab es mehrere Fälle. Der dortige Generalvikar sagte mir neulich, er habe viel dazugelernt. Prüfen Sie das doch mal bei ihm nach! Nur Mut!
JOERGY: Was hat die "Erzieherinnen" getrieben sich so unmenschlich zu verhalten? Glaubten Sie wirklich im Recht gewesen zu sein?
PETER WENSIERSKI: Ich hab mich mehr für die Betroffenen interessiert. Sicher, die Täter waren oft selbst "arme Schweine", aber eben doch Täter.
GAST275 (Gast)
: Ich bin wirklich schockiert. Ich fand Berichte und den Film über die Magdalenenheime, die "Magdalene Laundries" in Irland und Kanada furchtbar, in denen die katholische Kirche auch erwachsene unschuldige Frauen manchmal lebenslang einsperrte und ihre Arbeitskraft ausbeutete. Dass das in deutschen Heimen auch mit Kindern so gemacht wurde, auch z.B. die harte Arbeit, ist wirklich unfassbar. Und dann diese furchtbare Brutalität. Ich frage mich wirklich, welche seelischen Abgründe bei diesen Nonnen und frommen Brüdern und im System Kirche so was möglich machen.
PETER WENSIERSKI: Dazu habe ich natürlich mehr noch in meinem Buch geschrieben. Ich hatte es auch anfangs nicht für möglich gehalten, dass es Einrichtungen wie die "Diakonie Freistatt" bis 1972 gegeben hat.
KOPFWERK: Lieber Peter Wensierski ... es ist noch so viel im Dunkeln ... ich bitte Sie den Fall des Norbert M .. seinerzeit im Salvator Kolleg Paderborn – aufzubrechen. Der Fall ist Aktenkundig. Alles in den Akten geschrieben .. auch der Missbrauch. Unter dem Vorwand Norbert soll wegen einer Adoption im Bistum Paderborn vorsprechen wurde er dem Weihbischof vorgeführt ... Bitte An
Kopfwerk@web.de wenden .. PS. Ich hatte mit Ihnen schon private Gespräche ... es grüßt Peter R.
PETER WENSIERSKI: Darüber sollten wir uns nochmal unterhalten.
GAST1160 (Gast)
: Ich möchte auch gerne Akteneinsicht haben – kann der Kreis für Heimkinder hier behilflich sein ???
PETER WENSIERSKI: Sie haben laut Runden Tisch ein Recht auf Akteneinsicht. Schauen Sie bitte hier nach:
http://www.fonds-heimerziehung.de/fonds ... ehung.html .
STAFFELBERGER RAINER: Wir vom Staffelberg waren die ersten, die das Schweigen durchbrachen Herr Wensierski.
PETER WENSIERSKI: Das stimmt, Staffelberg 1969. Aber leider ist in den 80er und 90er Jahren alles wieder vergessen worden.